(tb) Was in Deutschland gern als unmöglich bezeichnet wird, ist in der Schweiz Realität. Rund die Hälfte der Pakete, welche die Schweizerische Bundespost befördert, reist bereits jetzt auf der Schiene, dieses Jahr soll der Anteil weiter steigen. Dafür wuchs die Zahl der täglichen Bahnverbindungen um knapp zehn Prozent auf 84. Über das Jahr gerechnet, fallen dadurch 13 Millionen Lastwagen-Kilometer weniger an.

Für die Zukunft kündigt die Staatspost an, weitere Transporte von der Straße auf die Schiene verlagern zu wollen. Lastwagen-Transporte sind zwar auch in der Schweiz schneller als Bahn-Transporte, doch kann die Bundespost dies durch eine ausgefeilte Logistik ausgleichen. Mehr als 95 Prozent der Postzüge erreichten 2023 ihr Ziel pünktlich. Nicht selbst genutzte Kapazitäten in den Zügen mit täglich zusammen rund 470 Wagen bietet die Bundespost zumeist erfolgreich Dritten an.

Dabei arbeitet die Bundespost nicht nur mit den Schweizerischen Bundesbahnen zusammen – beide gehören vollständig Eidgenossenschaft. Sie sucht auch die Kooperation mit den Staatsbahnen, worunter man in der Schweiz die kantonalen Bahngesellschaften versteht. Nach Graubünden gelangen Pakete mit der Rhätischen Bahn, das autofreie Zermatt in Zügen der Matterhorn Gotthard Bahn, die auf Teilabschnitten wegen der großen Neigungen den Zahnradantrieb nutzt.

In der Schweiz betrachtet man es als selbstverständlich, dass Brief- und Paketzentren über Gleisanschlüsse verfügen. Ebenso selbstverständlich sind dort pünktlich fahrende Züge auf einer Infrastruktur, in deren Erhalt und Ausbau der Staat gleichermaßen selbstverständlich großzügig investiert. Daher funktioniert der Schienenverkehr selbst dann, wenn in Deutschland einmal mehr Landunter herrscht. Als Anfang Dezember 2023 in Süddeutschland wegen Schneefalls praktisch nichts mehr ging, fuhren die Schweizer Züge ebenso zuverlässig wie die österreichischen.